Aufforderung zum Genießen

Nicht nur der Verzehr der typisch neuseeländischen ‘green lipped mussels’ wird am anderen Ende der Welt von einem ‘Enjoy’ begleitet. © Stefan Klever

Ende November erwähnte ich bereits eine Bekannte, die kürzlich vier Wochen in Neuseeland verbrachte und beeindruckt von der Freundlichkeit der Menschen dort war. Noch etwas anderes hat sich ihr nachhaltig ins Gedächtnis eingeprägt: Wenn man sich dort verabschiedet, gibt einem das Gegenüber fast immer ein „Enjoy“ mit auf den Weg – also die Aufforderung zu genießen. Dieser häufig ausgesprochene Wunsch begleitete unsere Bekannte auf ihrer Reise über die Nord- und Südinsel und ließ sie die Stationen noch bewusster genießen. Was für eine schöne Sitte!

Nun wird sich diese Entgegnung bei uns wohl nicht durchsetzen, aber das sollte nicht als Ausrede dienen, weniger genussvoll durchs Leben zu gehen. Denn: Selbst ist der Mensch! Warum also nicht sich selbst jeden Morgen mit einem „Enjoy“ auf den Weg ins Büro begeben oder mit einem „Enjoy“ den Theaterbesuch, das Joggen, das Abendessen mit dem Partner aus dem Alltäglichen ins Besondere holen und bewusster wahrnehmen, wie viel Schönes uns tagtäglich umgibt.

Gerade in der hektischen Vorweihnachts- und Weihnachtszeit geht viel zu oft verloren, wie wertvoll die gemeinsamen Stunden mit der Familie eigentlich sind. Obwohl wir uns „besinnliche Tage“ wünschen, hetzen wir oftmals wie die Besinnungslosen durch die Stadt, verbringen Stunden am Herd und auf Autobahnen, anstatt uns zurückzulehnen, zur Besinnung zu kommen und zu genießen: die Düfte, die Ruhe, die Nähe, das Lachen, die Gespräche und das gute Essen. Wie sagte schon der italienische Dichter und Schriftsteller Giovanni Boccaccio vor fast 700 Jahren: „Es ist besser zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat.“

Mit einem herzlichen „Enjoy“
verabschiede ich mich in die Weihnachtszeit!
Wir hören im neuen Jahr voneinander,
in das Sie mit viel Spaß kommen mögen.

Ihr Andreas Nemeth

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