Besonderheit versus Freiheit

Der Gartenzwerg: so spießig, dass er schon wieder hip sein könnte. © Stefan Klever

Ein Gespenst geht um in der Modewelt, es ist ein Gespenst namens Normcore. Geschöpft wurde dieser Kunstbegriff, ein Mix aus ‚normal‘ und ‚hardcore‘, von der New Yorker Trend-Agentur K-Hole. Was Sie das angeht? Wenn Sie mit Bekleidung handeln eine Menge, denn dahinter verbergen sich zumindest Teile der jüngeren Generation, die keinen Wert mehr darauf zu legen scheinen, anders zu sein als der Durchschnitt.

Wozu aber ist Mode da? Darauf werden die meisten, die mit ihr beruflich zu tun haben oder sie privat schätzen antworten: „Kleidung ist ein Ausdruck der Persönlichkeit“. Und natürlich kann, wer Ein­zelteile zu einem Outfit zusammenstellt, seine Individualität, seine Stimmung, ja sogar seine gesellschaftliche Stellung unterstreichen.

Und genau das ist bei den Normcore-Anhängern nicht erwünscht. „Früher wurde man in Gemeinschaften hineingeboren und musste seine Individualität finden, heute wird man als Individuum geboren und sucht seine Community“, heißt es in der Studie „Youth Mode: A Report on Freedom“ von K-Hole.  Einer der Gründe: Anders zu sein, wird wegen Internet und Globalisierung immer schwieriger. „Die Wahrschein­lichkeit, dass du und Michelle Obama die gleichen Wünsche haben, sind größer als je zuvor“, heißt es in dem Bericht, der auf der Homepage der Agentur übrigens kostenfrei heruntergeladen werden kann.

GAP hat diese Entwicklung schon 2014 mit der Kampagne „Dress normal“ aufgenommen, deren Spots bei Youtube anzuschauen sind. Am Ende des Werbefilms erscheint die Aufforderung „Let your actions speak louder than your clothes“. Dass Birkenstocks, Adiletten und Jogginghosen die heimischen vier Wände verlassen haben, könnte man als Zeichen dafür deuten, dass der Trend bereits bei uns angekommen ist.

Was aber heißt das für Sie als Modehändler? 1. Basics sind und bleiben wichtig, 2. vermeintlich Spießiges könnte an Boden gutmachen, 3. Setzen Sie auf klare Präsentation und schnelle Erfassbarkeit.

Immer am Puls der Zeit bleiben, empfiehlt
Ihr Andreas Nemeth

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