Heute mal wieder etwas unter der Überschrift „Geschichten, die das Leben schrieb“ und die ich immer besonders gern erzähle, weil sie einem die „knallharte Realität“ vor Augen führen. Also: Eine Bekannte geht mit ihrem Hund spazieren, kommt auf dem Weg bei einem Metzger vorbei. Normalerweise kauft sie hier nicht, weil sie weder von Qualität noch vom Service besonders begeistert ist und es im Viertel noch einen anderen, wesentlich besseren Fleischer gibt. Da sie aber nur Hackfleisch kaufen möchte, nutzt sie die Gelegenheit und geht hinein. Der Hund wird selbstverständlich draußen angebunden, was ihm nicht leicht fällt, da er noch jung und ungestüm ist.
Die Bekannte kauft das Hackfleisch, und weil sich der Hund so brav verhält, bittet sie zudem um eine Scheibe Fleischwurst „auf die Hand“. Und, man glaubt es kaum, die Verkäuferin, die in ihrem Leben wahrscheinlich schon Tausende von Fleischwurstscheiben kostenlos an Kinder verteilt hat (was denen selbstverständlich gegönnt sei) und die den Hund sehen kann, wiegt diese Scheibe Wurst ab und berechnet sie. Die Hundebesitzerin verlässt innerlich kopfschüttelnd das Geschäft und fühlt sich mal wieder darin bestätigt, dass der Service dieser Metzgerei ausbaufähig ist.
Neben der Verkäuferin stand übrigens die Inhaberin des Geschäfts. Sie hat den gesamten Vorgang mitbekommen, hat aber keinerlei Anstalten gemacht, das „kostbare Gut“ zu verschenken. Vielleicht hat sich die Verkäuferin sogar gerade deswegen nicht getraut, dem Hund die Wurst ohne Berechnung in die Pfote zu drücken? Man weiß es nicht. Was man aber weiß: Die Wurstscheibe hat 37 Cent gekostet und, was viel schlimmer ist, eine potenzielle Kundin. Denn, wie gesagt, es gibt ganz in der Nähe einen weiteren Metzger.
Ihr Andreas Nemeth