Das will ich haben!

Wenn die Begehrlichkeit groß genug ist, stehen Kunden ohne zu klagen Schlange. © Stefan Klever

Am ersten Wochenende, an dem es überhaupt in den Geschäften war, ging das iPhone 6 weltweit mehr als zehn Millionen Mal über die Ladentheke. Es gab Men­schen, die sich tagelang anstellten, um eines zu ergattern. Manch einer mag den Kopf schütteln, ob diese Hypes – aber schlecht wäre es ja nicht, wenn man ein Produkt hätte, dass diese Begehrlichkeit weckt.

Im Modesektor ist die Birkin Bag als Beispiel zu nennen. Die Kult-Tasche aus dem Haus Hermès war das erste Produkt des Unternehmens, für das eine Wartezeit eingeführt wurde. Und auch wenn das Gerücht sich beharrlich hält, dass es sich dabei um eine künstli­che Verknappung zu Marketingzwecken handelt – bis zu sechs Jahre müssen normal Sterbliche warten, um ihr Exemplar in der Hand zu halten – und sie tun dies, ohne zu klagen.

Nun werden Sie vielleicht sagen, ja Apple und Hermès, das sind eben Marken mit Weltruhm, da kann ich als Mittelständler nicht mithalten. Ich sage, oh doch und nenne Ihnen auch gleich zwei Beispiele. Bei uns auf dem Wochenmarkt gibt es einen Gemüsestand, einer unter vielen, an dem sich Samstag für Samstag eine gewun­dene Schlange bildet. Bis zu einer halben Stunde habe auch ich dort schon gestan­den, bevorzugt um Äpfel zu kaufen. Die gibt es natürlich auch anderswo auf dem Markt, aber ich – und nicht nur ich – bin der Überzeugung, hier sind sie besonders gut, biologisch und regional. Das ist so, weil der Eigentümer des Standes, seine Pro­dukte mit Überzeugung und Begeisterung verkauft und erklärt. Auch er arbeitet übri­gens mit Verknappung – denn im Gegensatz zu vielen anderen bietet er keine Äpfel aus Neuseeland oder anderen fernen Regionen an, wenn bei uns die Apfelzeit vorbei ist. Dann gibt es eben keine Äpfel und die Kunden warten …

Begehrlichkeit ist also keineswegs abhängig von Marke oder Weltruf, sondern von Authentizität und Glaubwürdigkeit. Und daran, dass die Menschen dies mit Ihnen und Ihrem Unternehmen verbinden, arbeiten Sie täglich – davon bin ich fest überzeugt.

Ihr
Andreas Nemeth

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