Passieren kann es einem nicht nur während eines Gesprächs, sondern beispielsweise auch beim Lesen: Man schaut auf die Seite, die Augen folgen den Zeilen und plötzlich stellt man fest – ich sehe die Buchstaben zwar, aber ich nehme sie und ihre Bedeutung gar nicht wahr. Das ist bei einem Artikel oder einem Buch nicht ganz so schlimm, denn man kann den Absatz ja noch einmal und mit der gebotenen Aufmerksamkeit lesen. Ganz anders ist dies bei einem Gespräch – das gesprochene Wort ist flüchtig und wer nicht zu- bzw. hinhört, kann unter Umständen Wichtiges verpassen. Auf jeden Fall aber ist es mangelnder Respekt gegenüber dem Gesprächspartner, der die fehlende Aufmerksamkeit vermutlich bemerken wird, was der Stimmung nicht gerade zuträglich sein dürfte.
Wie aber kommt es zu diesen Abschweifungen? Die Ursachen für unsere Unaufmerksamkeit sind das Sprech- und das Denktempo, denn ersteres ist in den meisten Fällen bedeutend langsamer als letzteres. Das hat eigentlich sein Gutes, doch da unser Gehirn permanent arbeitet und Gedanken produziert, sind wir oftmals nicht in der Lage, unseren Gesprächspartnern aufmerksam zu folgen. Manchmal führen Codewörter dazu, dass die Gedanken sich selbstständig machen. Ihr Gegenüber erwähnt beispielsweise in einem ganz anderen Zusammenhang die Türkei, und – peng – Sie denken an Ihren letzten Istanbul-Urlaub. Das Stichwort Kinder fällt, und Sie schweifen ab zu Ihrem Nachwuchs, der gerade über einer Mathearbeit brütet.
Damit Ihnen das in Zukunft seltener passiert, können Sie lernen, Ihre Gedankenimpulse zu kontrollieren. Das geht so: Achten Sie zunächst einmal auf die immer wieder auftauchenden Impulse während Ihrer Gespräche. Schicken Sie diese wieder weg! Das gelingt, indem Sie das Signalwort „hinhören“ anwenden. Damit unterbrechen Sie den aufkeimenden, nicht zum eigentlichen Gespräch gehörenden Gedankenstrom und werden nach und nach nicht nur zu einem besseren Hinhörer, sondern auch zu einem besseren Versteher.
Ihr
Andreas Nemeth