„Heute hier, morgen dort,

Fahrender Handel der Neuzeit: Ware auf Rädern. Foto: Espadrij/Maris.de

… bin kaum da, muss ich fort“ – die Älteren unter ihnen werden den Liedtext von Hannes Wader vom Anfang der 70er Jahre vielleicht noch erinnern. Mir dient er heute zum Einstieg für das Thema Pop-up-Stores. Es geschieht nämlich immer häufiger, dass man durch eine Straße geht und plötzlich auf ein Geschäft stößt, das dort nur für einen sehr begrenzten Zeitraum zu finden ist.

Eine Art von Guerilla-Marketing, die sich im Übrigen längst nicht auf Bekleidung beschränkt. Erst kürzlich war ich in Amsterdam in einer Kneipe, die ebenfalls nur für kurze Zeit dort eröffnet wurde. Einfaches Mobiliar, unrestauriertes Ambiente (man könnte auch retro oder urban sagen), nur drei Gerichte auf der Karte, alles sehr rustikal, aber bis unter die Decke gefüllt mit Leuten.

Der Trick daran: Wenn der Kunde vorübergeht, läuft er Gefahr, dass die Location beim nächsten Mal schon nicht mehr dort ist. Da keimt schnell die Angst auf, etwas zu verpassen – sei es ein leckeres Essen, sei es tolle Mode. Nicht der schlechteste Trick, um Begehrlichkeit zu erzeugen. Das hat sich auch Justin Bieber gedacht, als er im New Yorker Stadtteil SoHo seinen ‚Purpose‘-Shop für zwei Tage eröffnete und auch Karl Lagerfeld verschließt sich diesem Trend nicht.

Pop-up-Stores sind eine Entwicklung, die nicht am stationären Einzelhandel vorbeigehen muss. Die Einrichtung temporärer Flächen hat hier beispielsweise zur Weihnachtszeit lange Tradition. Vielleicht müsste man das Ganze nur in einigen Fällen etwas „rougher“ gestalten, damit es in den Augen der Kenner auch als Pop-up-Fläche durchgeht und entsprechende Begehrlichkeit weckt. Ikea ist auf den Zug übrigens auch schon aufgesprungen und sperrte für zwei Wochen am Hamburger Neuen Wall eine „Wohnküche“ auf. Die Leute standen Schlange für einen Kaffee, der woanders vermutlich mindestens genauso gut schmeckt.

Ihr Andreas Nemeth