Verstehen will gelernt sein

Auf dieses Bild mussten Bahnkunden in den letzten Monaten häufig verzichten, auch weil einige Herren gekonnt aneinander vorbeiredeten. © Stefan Klever

In den ersten Monaten dieses Jahres taten sich einige Männer öffentlich in der Fähigkeit hervor, wie man trefflich aneinander vorbeiredet. Die Teams: Auf der einen Seite der griechische Finanzminister Varoufakis und die Finanzminister der EU, und auch GDL-Chef Weselsky und  der Vorstand der Deutschen Bahn Weber gaben ihr Bestes in dieser Disziplin. Im Detail sah das dann z.B. so aus: Während der eine strahlend berichtete, man käme einer Lösung immer näher, runzelten die EU-Abgesandten die Stirn und sahen noch längst kein Land, und während Ulrich Weber meinte, die Tinte unter dem Tarifvertrag sei bereits so gut wie trocken, konnte der kämpferische Claus Weselsky keine Annäherung erkennen.

So weit, so schlecht. Wie aber kann es sein, dass man dermaßen aneinander vorbeiredet und Situationen dadurch nicht nur falsch, sondern auch komplett anders einschätzt? Hinhören und Verstehen hätte diese Entwicklung verhindern können! Viele Menschen gehen aber geradezu leidenschaftlich von ihrer eigenen Sichtweise aus und vergessen, dass ihnen gegenüber jemand sitzt, der unter Umständen komplett anders denkt. Das führt nicht nur dazu, dass sie den anderen nicht verstehen können, sie interpretieren seine Aussagen auch falsch, nämlich aus ihrer eigenen, notgedrungen beschränkten Perspektive.

Neben der Kunst der Hinhörens wäre also das Hineinversetzen in die Lage des anderen eine wichtige Voraussetzung, um zu verstehenSelbstverständlich sollte es eigentlich sein, dass emotionale Verletzungen vermieden werden. Sie führen zu nichts, außer kurzfristigem Dampfablassen und bleibender Verstimmung. Letztes Zaubermittel, um nicht in vergleichbare Situationen wie die eingangs genannten Herren zu kommen, sind bewusste Fragen und nicht solche, die zwar flink, aber leider blind aus der Hüfte geschossen werden. Wer diese Faktoren berücksichtigt, kann eine Vielzahl von Missverständnissen vermeiden. Und das ist doch gut so, oder was meinen Sie?

Allzeit ein offenes Ohr wünscht Ihnen
Ihr Andreas Nemeth

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