Was macht dieser zweite Shutdown mit den Mitarbeitern im Modehandel?
BTE-KompetenzPartner, Andreas Nemeth unterstützt den Modehandel bei Fragen der Mitarbeiter-Motivation
TextilWirtschaft: Was macht dieser zweite Shutdown mit den Mitarbeitern im Modehandel?
Andreas Nemeth: Sie sind natürlich extrem verunsichert. Die Existenzängste auf Seiten der Mitarbeiter sind deutlich größer als beim ersten Shutdown.
Warum? Viele Händler sagen, die Situation sei diesmal ja nicht neu und deshalb sei es einfacher damit umzugehen.
Dennoch beobachte ich, dass sich die Mitarbeiter jetzt doch deutlich mehr Sorgen machen. Gerade, weil es schon der zweite Shutdown ist, und sie schon zum zweiten Mal in Kurzarbeit müssen.
Als BTE-Kompetenzpartner coachen Sie viele Modehändler. Hören Sie dort, dass sich Mitarbeiter schon nach anderen Jobs umsehen?
Bislang habe ich das noch nicht gehört. Aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Unternehmen, die ich coache, ja meist ohnehin schon zu den erfolgreichen gehören, die diese Krise gut meistern und sich schon immer gut um ihre Mitarbeiter gekümmert haben.
Trotzdem reicht das Kurzarbeitergeld oft nicht zum Überleben.
Die Unternehmen, mit denen ich arbeite, sind so gut aufgestellt, dass sie in der Regel das Kurzarbeitergeld oft auf 80 oder gar 100% aufstocken und ihren Leuten so auch die finanziellen Sorgen nehmen können.
Und was raten Sie den weniger erfolgreichen Unternehmen, die sich das nicht leisten können?
Dass sie dringend damit anfangen müssen, sich gerade jetzt besonders um ihre Mitarbeiter zu kümmern, wenn sie diese nicht verlieren wollen. Wertschätzung ist mindestens genauso wichtig wie Beförderung und Sonderzahlungen. Gerade, wer die finanzielle Sicherheit nicht bieten kann, muss umso mehr und intensiver jetzt die zwischenmenschlichen Kontakte pflegen und den Mitarbeitern das Gefühl geben, sie nicht im Regen stehen zu lassen.
Das ist gar nicht so einfach, wenn der Chef selbst im Regen steht.
Ja, deshalb sind – wie in jeder Krise – Offenheit und Kommunikation jetzt wichtiger denn je. Klar sagen – es geht uns schlecht, Corona hat uns an den Abgrund gebracht, deshalb brauchen wir jetzt jeden Mitarbeiter. Nur, wenn wir zusammenstehen und jeder sein Bestes gibt, können wir das schaffen.
Selbst auf die Gefahr hin, mit dieser Ehrlichkeit die guten Leute zu verlieren?
Wenn man den Leuten das Gefühl gibt, dass man sie wirklich braucht und mit ihnen kämpft, bleiben die meisten. Vor allem die guten.
Wie motiviert und erreicht man die Leute zu Hause, auf Distanz?
Ganz banal, per WhatsApp, Telefon und Videocall. Zoom- und Web-Meetings sollten auch in der Kurzarbeit mindestens einmal in der Woche angeboten werden. Jede Führungskraft sollte gebrieft werden, mit ihren Mitarbeitern direkt im Kontakt zu bleiben. Entscheidend sind jetzt persönliche Gespräche, bei denen auch private Probleme angesprochen werden. Mit Verständnis für alleinerziehende Mütter im Homeschooling. Kein oberflächliches Blabla, gezieltes Nachfragen, Zuhören.
Wie stark erhöht es die Motivation, wenn – gerade in größeren Häusern – der Chef selbst anruft?
Enorm. Je höher die Position, desto höher die Motivation. Gerade in dieser Zeit sollte jeder CEO, jeder Firmenchef, der es sich leisten kann, möglichst jeden Mitarbeiter direkt kontaktieren. Wertschätzung und Dankbarkeit sind dabei die Schlüsselworte. Den Leuten sagen, dass sie gut sind, dass sie gebraucht werden.
Inwieweit hilft es, die Mitarbeiter zu Hause einzubeziehen und zu beschäftigen?
Das ist in Kurzarbeit natürlich nur beschränkt möglich, hat aber enormes Motivationspotenzial. Dieser Shutdown bietet den Ladeninhabern ja auch die Chance, sich mit den Mitarbeitern intensiver zu beschäftigen, sie einzubeziehen in die Zukunftsplanung. Zu fragen, was können wir tun, damit ihr euch wohl fühlt. Da kommen viele kreative Vorschläge und Wünsche. Und wenn die Leute hören, dass ihr Chef die Aufenthaltsräume neu gestaltet oder mit der örtlichen Gastronomie und dem Fitnessstudio verhandelt, um ihnen Angebote zu machen, ist das die größte Motivation.
Inwieweit wird die Corona-Krise die Unternehmenskultur und die Personalführung nachhaltig verändern?
Ich hoffe, dass jetzt auch die letzten Chefs merken, wie wertvoll und wichtig ihre Mitarbeiter sind und einen anderen Umgang mit ihnen finden. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Unternehmen, die schon immer eine gute Führungskultur hatten, sind klar im Vorteil, weil ihr Team auch in schwierigen Zeiten und mit finanziellen Einbußen hinter ihnen steht. Aber das ist wie mit der Digitalisierung – man kann jeden Tag damit anfangen und aufholen. Diese Krise kann auch hier einen enormen Innovationsschub bringen. Für zwischenmenschliche Kommunikation auf Augenhöhe.
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